Auch in dieser Zeit der Sozialisierungsphase lernt der Welpe prägungsähnlich. Deshalb sind auch diese Wochen sehr wichtig. Je nach Rasse dauert die Sozialisierungsphase bis etwa zur 16., längstens bis zur 20. Woche.
Leben in einer sozialen Gemeinschaft:
Der Lebensabschnitt des Welpen ist von drei Faktoren gekennzeichnet:
1.Eine besonders ausgeprägte Bereitwilligkeit, sich in einen sozialen Verband zu
integrieren
2.eine große Lernbereitschaft
3. und ein hoher Spieltrieb.
Das Interesse an der Umwelt steigt, und mit ihm das Bedürfnis des Welpen, sie zu erforschen. Durch Spielen werden Muskeln und Knochen trainiert, innere Organe wie Herz und Lunge in ihrer Leistungsfähigkeit erhöht. Der Welpe lernt, sich immer sicherer zu bewegen. Wie bei seinen wilden Verwandten werden in dieser Zeit die Grundlagen für eine problemlose Verständigung mit Artgenossen gelegt.
Der Welpe bezieht ein neues Zuhause:
In die Sozialisierungsphase fällt gewöhnlich auch die Übergabe des Welpen an seinen neuen Besitzer. Im allgemeinen ist es günstig, den Hund zu Beginn dieser Phase zu sich zu holen, damit diese optimal genutzt wird. Lebt er jedoch beim Züchter unter den besten Bedingungen, also mit reichlich Gelegenheit, die Umwelt zu erforschen und mit Geschwistern und Mutter zu spielen, sollte oder kann man ihn auch bis zur 10. Woche dort lassen. Auf jeden Fall sollte der Welpe vor Ablauf der Sozialisierungsphase in sein neues Zuhause einziehen.
In den folgenden Wochen werden die Weichen für ein harmonisches Zusammenleben des Menschen mit dem Hund gestellt. Die Trennung von Mutter und Geschwistern, verbunden mit dem Umzug in eine unbekannte Umgebung, ist ein großer Einschnitt im Leben des Welpen. Denn dadurch werden wichtige Entwicklungsprozesse momentan unterbrochen. Instinktiv weiß der Welpe, dass er ohne sein Rudel sozusagen verloren ist. Ein verlassener Wolfswelpe etwa würde in freier Natur unweigerlich umkommen. Der Selbsterhaltungstrieb veranlasst den Welpen nun dazu, Anschluss bei seinem neuen Rudel zu suchen.
Was bedeuitet das für den Hundebesitzer:
Diese Zeit ist die Phase schlechthin, in dem die Grundlagen für eine lebenslange enge Bindung geschaffen werden. Eine solche Bindung erreichen Sie, wenn Sie Ihrem Welpen sehr viel Zeit widmen und ihn möglichst ständig um sich haben. Nehmen Sie ihn ernst, das heißt, dass Sie ihn in diesem ganz wichtigen Lebensabschnitt als richtigen Hund betrachten sollten, nicht etwa als Schmuse- und Kuscheltier.
Von Anfang an müssen für den Welpen die gleichen Regeln gelten wie später für den erwachsenen Hund. Dieser kann zum Beispiel nicht verstehen, warum er als Welpe mit ins Bett durfte und nun, da er ausgewachsen ist, plötzlich auf seiner Decke schlafen soll. Ihm ist ja nicht bewusst, dass er vorher süß und klein war und nun vielleicht 40kg wiegt und 70cm Schulterhöhe misst. Ein Hund braucht zu seiner Orientierung und zur Bildung von Sicherheit und Vertrauen genaue Regeln, nach denen er sich richten kann und die immer gültig sind. Ist das gewährleistet, akzeptiert er seine menschlichen Sozialpartner und fühlst sich in seiner „Familie“ geborgen.
Gemeinsame Spiele sind sehr wichtig
Sehr wichtig in der Sozialisierungsphase ist für den Welpen das Spiel mit Ihnen. Diese artgerechte Zuwendung mag er nicht nur sehr gern, sie trägt auch wesentlich zum Entstehen einer engen Bindung bei. Wenn Sie hin und wieder selbst zum Spiel auffordern oder bestimmen, wann es zu Ende ist, vermitteln Sie dem Welpen gleichzeitig, dass Sie der „Rudelführer“ sind. Durch das Spiel lernt der Welpe auch die Beißhemmung dem Menschen gegenüber. Erlauben Sie ihm also nicht, nach Körperteilen oder der Kleidung zu schnappen. Wenn der Kleine nach dem Spiel müde ist, können Sie sich zum ihm auf den Teppich legen und so das Kontaktliegen imitieren. Auch dies fördert eine enge Bindung und gibt dem Hund Vertrauen.
Umwelterlebnisse
In diesem Lebensabschnitt sollten neben ersten Übungen auch gemeinsame Unternehmungen mit Ihnen auf dem Programm stehen. Bieten Sie dem Welpen dabei viele Umwelterlebnisse, das fördert eine gesunde Wesensentwicklung. Vermeiden Sie aber eine Reizüberflutung.
Ermöglichen Sie dem Welpen viel Kontakt zu Menschen, selbst wenn er später ein Wachhund werden soll. Hat er rassebedingt einen gewissen Wachinstinkt in sich, verliert er diesen durch den Kontakt mit Menschen gewiss nicht. Dagegen kann ein kontaktarm aufgewachsener Hund zu misstrauisch werden, an sich unbedrohliche Situationen missverstehen und dann falsch reagieren.
Da die Sozialisierungsphase, wie schon erwähnt, eine Prägungsphase ist, sollte der Welpe alles, was in Zukunft zu seinem Leben gehört, kennen lernen. Führen Sie ihn ab und zu in der Stadt herum. Zeigen Sie ihm alle möglichen Arten von Gelände, sei es Wiese, Asphalt, Kies und ähnliches. Lassen Sie ihn auf verschiedenen Bodenarten wie Fliesen-, Holz- oder Teppichböden laufen oder ab und zu Treppen steigen, um späteren Unsicherheiten vorzubeugen. Bei Spaziergängen können Sie kleine „Abenteuer“ einbauen, zum Beispiel zusammen mit dem Welpen einen umgestürzten Baumstamm oder einen Erdwall überwinden. All das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Reagiert Ihr Welpe in einer normalen Situation etwas unsicher, sollten Sie dies spielerisch übergehen. Sie verstärken das ängstliche Verhalten, wenn Sie ihn beruhigend streicheln oder womöglich auf den Arm nehmen.
Verhalten zu anderen Hunden:
Die Einübung des Sozialverhaltens unter Artgenossen, die sich ebenfalls in dieser Phase vollzieht, wird durch die Trennung von Mutter und Geschwistern jäh unterbrochen. Die Fortsetzung dieser Entwicklung liegt nun bei Ihnen. Geben Sie dem Welpen Gelegenheit, sich mit gut veranlagten Hunden jeden Alters zu treffen. Fragen Sie im Zweifelsfall den jeweiligen Besitzer, ob sein Hund Welpen gegenüber tolerant ist. Ganz wichtig ist auch das Spielen mit Gleichaltrigen, am einfachsten ist dies in einer Welpenspielgruppe möglich.
Wenn Sie dem Junghund in der Integrationsphase nicht vermitteln können, dass Sie ein guter Rudelsführer sind, wird das Vertrauensverhältnis zwischen Ihnen und Ihrem Hund nie stabil sein.