… des Dandie Dinmont Terrier
Der schottische Terrier Dandie Dinmont hat einen besonders romantischen Platz in der Hundewelt, nämlich einzig in seiner Art dadurch, daß sein Name einer Literaturquelle entstammt. Er verdankt ihn Schottlands größtem Schriftsteller, Sir Walter Scott, der in seinem Roman „Guy Mannering“ (1814) den Namen schuf.
Der tatsächliche Ursprung des Dandie Dinmont ist ungewiß. Unbestritten ist die Herkunft von einigen rauhhaarigen Terriern, die in den schottischen und englischen Borderlandes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts heimisch waren. Daß der Dandie Dinmont als einheitlicher Typ entstanden ist, wird angenommen, aber der Beweis ist nicht erbracht. Unverkennbar wurden Kreuzungen versucht, um einen niederläufigen, stämmigen, lebhaften, mit einem schützenden Haarkleid versehenen Terrier zu schaffen, den Anforderungen angepaßt, in Baue einzudringen und Raubzeug zu töten.
Schon im 18. Jahrhundert hielten die Borderzigeuner, die reisenden Kesselflicker und umherziehenden Musikanten diese Hunde. Nicht allein zur rauhen Feldarbeit, zum Wildern und Vertilgenhelfen der Ottern und Dachse, sondern gelegentlich auch zur Dachshetze, bei der ansehnliche Wetten für oder gegen die Tapferkeit eines Hundes abgeschlossen wurden.
Aus alten schriftlichen Überlieferungen geht hervor, daß der Dandie Dinmont seinen Namem abhängig von der Farm oder der Familie, von der er gezüchtet wurde, erhielt oder allgemein den Gattungsnamen Mustard oder Pepper Terrier (es gibt zwei Farbschläge) führte, lange bevor Sir Walter Scotts Roman veröffentlicht wurde.
Die Allans bei Rotbury, sagte man, hatten die reinste Linie dieser Terrier. Der Chef der Familie, „Piper“ genannt, widmete sich ausschließlich der Rasse (1704). Pipers Hunde waren im Distrikt berühmt. Bei vielen Anlässen wurden sie von Landedelleuten gemietet, um das marodierende Raubzeug auf ihrem Besitz unschädlich zu machen. Viele Geschichten darüber sind von „Piper Allan“ bekannt. Der Duke of Northumberland (1749-66) bot Piper eine Farm zinsfrei im Tausch gegen den berühmten Hund „Hitchem“ an. Das großzügige Angebot wurde umgehend abgelehnt mit den Worten: „Nein, Mylord, behalte er seine Farm. Was soll Piper mit einer Farm!“ Leute erwarben von den Allans diese Hunde, die sich einen Platz in der Geschichte dieser Rasse sicherten, darunter auch der Farmer James Davidson, dem das Volk den Namen Dandie Dinmont gab, teils aus liebenswürdigem Spott, teils aus Unwissenheit. Er ähnelte bemerkenswert dem Farmer Dandie Dinmont aus Sir Walter Scotts Roman, sowohl in Gestalt, Charakter, als auch durch die Haltung der großen Mustard und Pepper-Familie. Auf seiner Grabplatte in Oxnam steht neben seinen Namen „Dandie Dinmont“.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Dandie Dinmont sehr beliebt in allen Schichten der Bevölkerung, auch Queen Victoria erhielt von ihrem Gemahl Prinz Albert von Coburg einen Dandie Dinmont zum Geschenk.
Der Dandie Dinmont ist ein mutiger, furchtloser Hund, indifferent gegen Mühsal und schlechtes Wetter, bereit Tiere anzugreifen, die weit größer und stärker sind als er selbst. Er hat keinen Ebenbürtigen beim Töten von Raubzeug, und selten kann man ihn vor Schmerz aufschreien hören. In der Arbeit sind sie kühl und gründlich und tun diese mit einem Minimum an Lärm, was bei der Jagd von unschätzbarem Wert ist. Viele Dandies sind langsam zu erregen, und in der Tat brauchen sie die Herausforderung, bevor sie angreifen. Ist ihr Blut aber in Wallung geraten, werden sie zu Teufeln im Angriff. Für diejenigen, die an der Arbeit des Dandie Dinmont interessiert sind, muß darauf hingewiesen werden, daß man nicht unter einem Jahr damit beginnen darf, obgleich einige Jungtiere die nötige Tendenz zur Arbeit schon vorher zeigen. „Rough“ und „Puck“ in Gravur von L. Wells, 1859Es muß das notwendige Verständnis vorhanden sein, denn ein Jungtier kann fürs Leben verdorben werden, wenn es zu früh Verletzungen bekommt. Das Training des Dandie Dinmont kommt durch das praktische Experiment, von sorgfältiger Vorbereitung, wenn es ein Hund von Wert sein soll. Viel hängt dabei von der geschickten Behandlung des Besitzers und von der angeborenen Klugheit seines Hundes ab.
Für diejenigen, die einen Dandie nur als Gefährten begehren, ist er ideal wegen seiner Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Güte, Loyalität und Einigkeit mit dem Besitzer. Er ist bis zu einem gewissen Grade weise, ruhig, bis zu dem Augenblick, da er aufpassen soll. Sein scharfes Auge nimmt alles rund um sich auf, und sein ebenso feines Oihr registiriert warnend jedes Geräusch aus der Ferne. Manchmal kann er starrköpfig sein, ein Hund der seine eigenen Aufgaben und Vorstellungen hat. Immer wird er ein, obgleich zurückhaltendes, aber gründliches, würdevolles, respektvolles Interesse an den menschlichen Freunden seines Besitzers nehmen, aber bereit hervorzuschießen, um seinem Herrn bei der kleinsten Warnung zu Hilfe zu eilen.
Er ist tatsächlich der wahre „große“ kleine Hund und als solcher sollte er sich darauf verlassen können, mit vollem Verständnis in das Familieleben aufgenommen zu werden.
Geschrieben von Gertraude Maaß, die Bilder von Canis Dog Features,
bearbeitet von Manfred Rosenbaum